Kastorf wird zum Spekulationsojekt
Seit dem Konkurs von von
                Hammerstein 1813 wird Kastorf durch sogenannte
              Curatoren (Sachwalter) verwaltet. Einer der Kuratoren ist
              vermutlich von Schrader
              auf Kulpin, wenn man dem dänischen Reiteroffizier
              Christian Wind glauben schenken darf. Später ist es dann
              der Justizrat Georg
                Christian Sponagel (*1763 Lüneburg, † 1830
              Rondeshagen). Der Verkauf des Gutes scheint Aufgrund der
              unruhigen Zeiten und der allgemeinen Kapitalnot sehr
              schwierig zu sein und nimmt tatsächlich 10 Jahre in
              Anspruch. Noch anfang September 1823 wird das Gut im
              Hamburger Correspondenten (eine Zeitung)  zum dritten
              und letzten Termin zum Kauf angeboten. "Kaufliebhaber", so
              heisst es " welche das Gut vorher besehen wollen, können
              sich desfalls bey dem Inspektor Becker zu Castorf
              melden."
            
            
1823 erwirbt der Kaufmann
              Wilhem Metzner Kastorf. Er lebt ab 1822 in Niendorf/Stecknitz, und es ist nicht
              klar, ob er auch zwischenzeitlich in Kastorf wohnt.
              Metzner läßt das Vorwerk Neu-Castorff 1827 niederlegen und
              erweitert den Meierhof Christianshöhe. Unter Metzner
              werden auch die sogenannten "Baracken" am Müssenkamp im
              selben Jahr errichtet.
            
| Wilhelm Metzener * Lissabon 1794, † Niendorf/St. 1871 Gutsbesitzer Kastorf und Niendorf/St. ∞ 1825 Anderson, Dorothea Henr. *1801, † 1859 Kinder: Karl Wilh. Theod. *1826, † 1889  | 
                
Das Kastorfer wie auch das Niendorfer Herrenhaus wurden im 19. Jahrhundert baulich stark verändert. In beiden Fällen wurde den Häusern ein Dreiecksgiebel mit Terasse zur Gartenseite hinzugefügt. Im Niendorfer Fall fand dieses ca. 1830 statt, also zur Zeit von Wilhelm Metzner, so dass man vielleicht annehmen kann, dass auch die baulichen Veränderungen in Kastorf auf Metzner zurückzuführen sind.
Nachweißlich baut Metzner 1826 eine neue Scheune auf dem Hof.

Das Niendorfer Herrenhaus um 1900 Vorderseite

Herrenhaus Niendorf Gartenseite

              
              1832 kauft der Oberforstmeister Georg August Friedrich
              Henning von Schrader das Gut Kastorf. Die 2349 Morgen des
              Gutes werden als sehr ergiebiger, schwerer Boden
              bezeichnet. An Wiesen und Torfmoor mangelt es. Die Familie
              von Schrader lebt aber auf dem benachbarten Gut Bliestorf.
              
            
| Georg August Friedrich
                      Henning von Schrader * Kulpin 1777, † Kastorf 1834 Oberforstmeister in Harburg, Gutsbesitzer Kastorf und Bliestorf ∞ 1804 von Zastrow, Fried. Clara Elsi. *Hannover 1786, † Kastorf 1848 Kinder: Friedericke Eleonore *1805, † Lüneburg 1875, oo von Bülow, Karl Otto Luise *1807 August Louis Detlev * Harsefeld 1810, † Bliestorf 1859  | 
                
Georg von Schrader hatte in Göttingen 1795 studiert. 1798 ist er Forstjunker und 1803 Forstmeister in Hoja, später dann in Bremen. Schrader verstirbt 1834 im Kastorfer Herrenhaus. Nach dem Tod von Georg August lebt die Wittwe bei ihrem Sohn, dem Landrat August von Schrader in dem 1843 neugebauten Bliestorfer Herrenhaus.
            
            
Ein Herrenhaus zur Miete
            
            Das jetzt in Kastorf ungenutze Herrenhaus wird 1843 an
              Albrecht von Levetzow, Königl. Dänischer Kammerherr auf
              fünf Jahre vermietet. Von Levetzow ist ab 1844 mehrfach
              Gast im Lübecker Hotel Stadt Hamburg (s. Lübecker Fremden-
              u. Schiffs-Liste: 27. April 1844, 3. September 1844;
              Lübsche Anzeigen: 9. Januar,  17. März, 19. Mai
              1847). Im September 1844 treffen sich die Leventzows mit
              ihren Kieler Verwandten, dem dänischen General in Lübeck
              im Hotel Stadt Hamburg.
              
              Laut Volkszählungsliste von 1845 lebt im Herrenhaus
               Albrecht von Levetzow,
              zu diesem Zeitpunkt 35 Jahre alt. Er ist zweiter Beamter
              im Amt Steinhorst und stammt aus dem dänischen Ast dieser
              Familie. Das Herzogtum Lauenburg ist zu dieser Zeit in
              Personalunion mit Dänemark.  Albrecht ist mit Adelhaid von Schimmelmann
              verheiratet und sie haben zwei Kinder. Von diesen ist
              Theodor Joachim Elias Frederik 1843 in Kastorf geboren. Er
              wird später Reichskommissar für das Auswanderungswesen und
              stirbt in Oldenburg. Seine zwei Jahre ältere Schwester Ida
              ist laut Volkszählungsliste noch in Holstein geboren.
            
   Wappen der Familie von Levetzow
            
| Albrecht Ludwig Joachim
                      Frederik von Levetzow * 1810, † 1889 zweiter Beamter in Steinhorst, Amtmann Schwarzenbek, königl dänischer Kammerherr ∞ Letzlingen 1840 von Schimmelmann, Adelhaid Anna Franciska Mathilde *1811, † 1878 Kinder: Ida Juliane Ottilie * 1841 Theodor Joachim Elias Frederik * Kastorf 1843 Ernst Ludwig Wilhelm Adolph *1845; † Seedorf 1913, kgl. Preuß. Oberstltd., oo Lindemann, Adelheid Louise Adelheid Marie Sophie Fred. Ottilie *Kastorf 1847 Ottilie Anna Ernest. Adolph. * 1849 Alexander Ottokar Frederik Wilh. *1856  | 
                
Amtmann Levetzow beantragt 1847 beim Siebenbäumer Pfarrer die Haustaufe seiner Tochter Adelheid.
Aus der Verlustliste 1870/71: Levetzow, Sekonde-Lieutnant
              Ernst v., aus Castorf (s.o.), Krs. Lauenburg,
              Mecklenburgisches Jäger-Bataillon Nr.14, leicht verwundet
              durch Kontusion an der Brust im Gefecht bei Bazoches les
              Hautes am 2.Dezember 1870; blieb bei der Truppe (153)
              Inhaber des Eisernes Kreuzes 2.Klasse.
            
Am 19. Juni 1847 ist ein Herr von Alvensleben,
              Particulier von Casdorf, Gast im Hotel Stadt Hamburg in
              Lübeck. Zwei Tage darauf am 21. Juni Hr. Teichmüller ein
              Cand. Theol. von Casdorf.
            
Nach sechs Jahren, drei Monaten und fünfzehn Tagen Dienst
              in der dritten Eskadron des Dragonerregiments Seiner
              Königlichen Hoheit des Großherzogs von Mecklenburg-
              Schwerin erhält der 27 Jahre alte, fünf Fuß und ein Zoll
              große, blauäugige und blonde Friedrich Johann Baade
              I aus Kleekamp dies „Zeugnis eines musterhaften und
              tadellosen Betragens“ zu Ludwigslust am 15. August 1848
              ausgefertigt. Er legt es vor, als er sich in der Folgezeit
              für eine Stelle auf dem Kastorfer Gut bewirbt.
            
            
Kastorf etabliert sich in der Weltliteratur
            
            1848 kauft Carl Stolterfoht (+1804, † 1879) das Gut
              Kastorf für 152.000 Rthl. von Herrn von Schrader auf
              Bliestorf. Das Gut hat eine Fläche von 1.512 Morg. und 60
              Rth. (inkl. 60 Morgen Hölzung). Am 15. Februar 1860 werden
              31 Pferde, 136 Stück Rindvieh, 451 Merinoschafe, 46
              Schweine und vier Bienenstöcke gezählt.
              
            
| Carl Stolterfoht * 1807, † 1879 Landrat, Gutsbesitzer Kastorf ∞ 1839 von Motz, Caroline *1817, † 1892 Kinder: Heinrich Nicolaus *1840 > Bliestorf † 1879 Carl. Ed. Phil. *1841, † 1913, 1. ∞ 1873 Sievers, C., 2. ∞ Sievers, E. Oscar Emil Ferd. *1842, ∞ 1873 Burmeister, J. Fanny *1844, † 1875, ∞ 1868 Eckermann, G. Amalie *1845 † ? Paul Carl Aug. *1847, † ?, ∞ 1886 von Berens, A. Ina *1850, † 1939, ∞ 1869 Eschenburg, J.  | 
                
Carl Stolterfoht nimmt als Leutnant der Reserve am deutsch- französischen Krieg 1870/71 teil und wird mit dem Eisernen Kreuz zweiter Klasse ausgezeichnet. Nach dem Krieg wird er zum Landrat bestellt und führt von 1864 bis 1876 die Verhandlungen über die Eingliederung des Herzogtum Lauenburgs ins Preußische Königreich und ins deutsche Kaiserreich. Sein ständiger Gesprächspartner ist in dieser Sache ist Reichskanzler Fürst Otto von Bismarck.

Carl Stolterfoht nit seiner Frau Caroline geb. von Motz
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                  Siegel der "Castorfer Gutsobrigkeit" zur Zeit von Carl Stolterfoht  | 
                
1853 streiten der Kastorfer Arbeitsmann Christoph
              Beckmann und Stolterfohts Kutscher Bade vor dem Kastorfer
              Gericht. So hatte Beckmann den Gutsherrn u.a. als
              "Bratenfresser" bezeichnet.
            
Stolterfohts Sohn Nicolaus Hinrich (*1840, † 1879) geht auf 's Kathrineum in Lübeck. Lebt aber später wieder auf Kastorf. Dieser ist seit 1867 mit Maria da Silva Bruhns, der Schwester Thomas Manns Mutter verheiratet. Am 11. Juli 1875 wird in der Marienkirche zu Lübeck, der spätere Nobelpreisträger und berühmte Schriftsteller, Paul Thomas Mann getauft. Unter den Paten, sein Onkel, Nikolaus Heinrich Stolterfoht aus Kastorf.
Dieser Umstand verlieh der Hauptfigur in Thomas Manns
              Roman "Der Zauberberg",Hans Castorp, seinen Namen und
              Kastorf fand so seinen Einzug in der Weltliteratur.
            
Der Viehstand am 15. Februar 1862: 60 Pferde, 253 Stück Rindvieh, 451 Schafe, 91 Schweine und 40 Bienenstöcke.
1878 wird das Gut Kastorf an die Familie Vorwerk verkauft, weil Stolterfoht seinen Lebensabend in Lübeck verbringen möchte. Doch schon ein Jahr daruf 1879 stirbt der Landrat Carl Stolterfoht. Wenige Monate später, im August 1878, folgt ihm sein Sohn Nicolaus Heinrich.